Wienerberger steuert auf Verlustjahr zu und schließt weitere Werke

Teilen

Der Baustoffkonzern hat in den ersten sechs Monaten mehr als 200 Mio. Euro für Werksschließungen und Abschreibungen aufwenden und einen Halbjahresverlust von 204 Mio. Euro bekanntgegeben müssen. Das Management unter dem erst seit Anfang August agierenden neuen Vorstandschef Heimo Scheuch kündigte an, die Gangart beim laufenden Schließungs- und Sparprogramm zu verschärfen. So sollen zusätzlich 6 Werke geschlossen und die Fixkosten bis Ende 2010 um weitere 25 Mio. Euro reduziert werden.

Bei den Investitionen wird scharf auf die Bremse getreten, die lange Jahre als Motor des Unternehmens fungierenden "Wachstumsinvestitionen" sollen 2010 überhaupt auf Null reduziert werden. Daneben werden die Fixkosten zusammengestrichen (minus 175 Mio. Euro bis zum Jahresende 2010), Kapazitäten aus den Märkten genommen und das sogenannte Working Capital reduziert.

Sparkurs wird verschärft

"Wir haben rasch reagiert und schrecken - so schwer das manchmal ist - auch nicht vor harten Maßnahmen zurück", sagte Scheuch. Er sei "nicht angetreten, um das Unternehmen zu verwalten". Zu einem späteren Zeitpunkt werde der Ziegelkonzern zum Wachstum zurückkehren, derzeit stehe aber die "Konsolidierung" an: "Wir bereiten uns noch auf ein paar harte Monate vor."

Für das zweite Halbjahr 2009 rechnet Wienerberger mit weiteren Umsatz- und Ergebnisreduktionen, die wegen der niedrigeren Ausgangsbasis im Vorjahr aber "moderater ausfallen sollten als in der ersten Jahreshälfte".

Während in Nord- und Westeuropa die Nachfrage "nur" zurückging, ist das Geschäft in Nordamerika weiter dramatisch eingebrochen. Zum ersten Mal überhaupt fiel dort das EBITDA negativ aus, die Märkte gingen um bis zu 75 Prozent zurück: "In Nordamerika sollte der Boden gefunden sein - wie schnell es aber wieder hinaufgeht, bleibt abzuwarten", bleib COO Johann Windisch vorsichtig.

Der Einbruch der einstigen Cash-cow Zentral-Osteuropa schlug auf das Halbjahresergebnis noch stärker durch. Dort brach das (berichtete) operative Ergebnis (Ebit) von 101,3 Mio. Euro auf nun nur mehr 17 Mio. Euro ein. Die kommerziellen Bauherren in CEE hätten ihre Projekte um 80 bis 90 Prozent zurückgefahren, sagte Windisch. Die Rückgänge bei den Einfamilienhäusern seien weniger stark. Anders als in den USA sei in Osteuropa ein Boden noch nicht in Sicht.

61 Prozent des EBITDA steuert mittlerweile die Region Nordwesteuropa bei mit den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien bei. Dort habe sich die Sinkgeschwindigkeit mittlerweile verringert, hieß es.

125 Mio. Euro Firmenwertabschreibungen im Halbjahr

Wienerberger musste Buchwerte zahlreicher in den vergangenen Jahren erworbener neuer Fabriken (teil)abschreiben, um insgesamt 125,4 Mio. Euro (USA, Großbritannien, Frankreich; in Osteuropa wurde nur im Baltikum Goodwill abgeschrieben). Die Restrukturierungskosten für die Werksschließungen sowie weitere Wertminderungen schlugen mit einem weiteren Einmaleffekt von minus 87,2 Mio. Euro zu Buche.

Finanzvorstand Willy van Riet sagte, er rechne aus heutiger Sicht nicht mit einem weiteren Abschreibungsbedarf für 2009. Gleiches gilt laut Scheuch für die Werksschließungen - statt der ursprünglich 20 geplanten werden bis Jahresende nun 26 Fabriken zugesperrt. Aktuell beläuft sich die Zahl der Produktionsstätten auf 236 nach rund 260 vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn hat die Wienerberger rund 1.000 Leute abgebaut (2.000 in einer Durchschnittsberechnung). In Österreich wurde das Werk in Laa an der Thaya geschlossen und 17 Mitarbeiter abgebaut.

Van Riet sagte, er erachte es als unwahrscheinlich, dass bis Jahresende die mehr als 200 Mio. Euro Halbjahresverlust bis Ende 2009 noch aufgeholt werden könnten. Die Finanzierung der fällig werdenden Fremdmittel sei bis Ende 2011 gesichert.

Der Umsatz in den ersten 6 Monaten 2009 sank, wie von den Analysten erwartet, um etwa 29 Prozent auf 898,1 Mio. Euro nach 1,26 Mrd. Euro vor einem Jahr. Das Vorsteuerergebnis drehte auf minus 222,8 Mio. Euro nach plus 118 Mio. Euro 2008. Das um Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebit) blieb mit 7,8 Mio. Euro knapp im positiven Bereich. Während die Mengen um 25 Prozent zurückgingen, konnte Wienerberger die Preise im Durchschnitt stabil gehalten werden.

Für das zweite Halbjahr 2009 rechnet Wienerberger mit weiteren Umsatz- und Ergebnisreduktionen, die wegen der niedrigeren Ausgangsbasis im Vorjahr aber "moderater ausfallen sollten als in der ersten Jahreshälfte".

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.