Telekom Austria: Umsatzminus trotz Kundenzuwachs

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Die Telekom Austria hat die Kundenflucht im Festnetz im 1. Halbjahr um 2/3 auf 20.600 Anschlüsse reduzieren können. Gleichzeitig konnte die Kundenzahl im Mobilfunk um 10,1 % auf 18,1 Mio. Kunden erhöht werden. Der Umsatz fiel dennoch um 5,8 % auf 2,388 Mrd. Euro. Das EBIT brach um 6,9 % auf 350,3 Mio. Euro ein, das EBITDA sank um 5,2 % auf 904,8 Mio. Euro. Positiv: Der operative Free Cashflow steigt um 5,9 % und 2010 winkt ein Aktienrückkauf. Unterm Strich blieb mit 167,6 Mio. Euro um 25,8 % weniger übrig.

Vor allem im zweiten Quartal fielen die Gewinnzahlen deutlich besser aus als im ersten Quartal. Denn in diesen 3 Monaten fiel zwar der Umsatzrückgang mit 6,6 % (auf 1,192 Mrd. Euro) noch stärker aus als im gesamten Halbjahr, das Betriebsergebnis war mit 170,2 Mio. Euro aber nur um 2,2 % geringer als im 2. Quartal 2008 und der Jahresüberschuss lag im 2. Quartal bei 82,3 Mio. Euro und damit um 14,5 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Das EBITDA ging Q2 um 3,9 % zurück, im Halbjahr betrug es 904,8 Mio. Euro und war damit um 5,2 % niedriger als im 1. Halbjahr 2008.

Die Analysten von UniCredit, Erste Bank und RCB hatten im Schnitt für das 1. Halbjahr zwar nur einen Umsatzrückgang von 4,7 % erwartet, jedoch mit einem stärkeren Einbruch des Betriebsergebnisses um 10,5 % gerechnet. Den Jahresüberschuss hatten sie für das erste Halbjahr im Durchschnitt bei -23,8 % gesehen.

in Mio. Euro

1. Halbjahr 2009

1. Halbjahr 2008

Veränderung

Umsatz

2.388,8

2.535,8

-5,8 %

EBITDA

904,8

954,2

-5,2 %

EBIT

350,3

376,4

-6,9 %

Jahresüberschuss

167,6

226,0

-25,8 %

Gewinn je Aktie

0,75

0,73

+2,4 %

Anlagenzugänge

265,3

350,3

-24,3 %

Nettoverschuldung

4.003,9

3.993,3

+0,3 %


Telekom-Chef Hannes Ametsreiter sieht das Ergebnis wesentlich von der angespannten Wirtschaftslage und "einschneidender regulatorischer Rahmenbedingungen" beeinflusst. Der Umsatzrückgang sei vor allem durch niedrigere Festnetz-Erlöse bedingt, die aus weniger Sprachminuten und niedrigeren Wholesale-Umsätzen resultieren. Positiv würden die Kombipakete dem schrumpfenden Festnetzmarkt entgegenwirken. Auf die geringeren Erlösen reagierte die Telekom Austria zudem mit einem strikten Kostenmanagement.

Die mobilkom wurde - trotz einer stabilen Performance am Heimmarkt - von der schwachen volkswirtschaftlichen Lage in Ost- und Südosteuropa, von Wechselkurs-Effekten und der Roamingregulierung beeinflusst. Immerhin steht ein zweistelliges Kundenwachstum im Mobilfunkbereich zu Buche: Mehr als 18 Mio. Kunden zählt die Telekom Austria mittlerweile - rund 90 % dieses Wachstums sind durch Vertragskunden zustande gekommen.

Aufwärtstrend bemerkbar

Insbesondere in den vergangenen drei Monaten sorgten die Einsparungen trotz geringerer Umsatzerlöse zu einer höheren Profitabilität im Festnetz. Das mobile Heimgeschäft sowie die Geschäfte in Weißrussland zeigten positive EBITDA-Wachstumsraten auf, während die EBITDA-Verluste im Zusammenhang mit der Aufnahme der operativen Tätigkeit in Serbien und Mazedonien weiter reduziert wurden. Die Entwicklung in Bulgarien, Kroatien und Slowenien verbesserte sich ebenso im Vergleich zum ersten Quartal, da sich die Rückgangsraten verringert haben.

In Kroatien spürt die dortigen TA-Mobilfunktochter Vipnet nun allerdings auch von staatlicher Seite Gegenwind: Teil eines kürzlich vom Parlament beschlossenen Krisenpakets ist nämlich auch eine gezielte zusätzliche Besteuerung der Mobilfunkunternehmen im Lande: Alle Mobilfunker müssen künftig 6 % ihrer Einnahmen aus Sprachtelefonie, SMS und MMS an den Staat abführen. Für Ametsreiter ist das eine "klare Diskriminierung" der Branche, man habe bei den zuständigen Regierungsstellen bereits die Bedenken dagegen vorgetragen. Diese Entwicklung sei "nicht konform mit dem, was in der EU üblich ist."

Marktumfeld

Im Festnetz stehen bei der Telekom Austria die "Stabilisierung des Cashflows" sowie "marktkonforme Produkte" und eine "attraktive Preisgestaltung" ganz oben auf der To-do-Liste. Zudem soll mit der Fortsetzung des Kosteneinsparungsprogramms eine Steigerung der Effizienz erzielt werden.

Im Mobilfunk sieht die mobilkom weiterhin Entwicklungspotenzial in Bulgarien, Kroatien und Slowenien hinsichtlich der Steigerung des Vertragskundenanteils und innovativer Datenprodukte, allerdings drücken starker Wettbewerb und eine Verlangsamung der Wirtschaft in diesen Märkten die Preise und die ARPUs. Die Auswirkung der Wirtschaftskrise im Privatkundensegment in den ost- und südosteuropäischen Märkten wie Bulgarien, Kroatien, Slowenien und Weißrussland ist beschränkt. Vorwiegend im Geschäftskundensegment sind Auswirkungen spürbar.

Velcom in Weißrussland war von einer Abwertung des weißrussischen Rubels betroffen - seit Jahresbeginn verlor die Währung 29,3 % an Wert. Gegenmaßnahmen wie eine Tariferhöhung ab Mitte Februar sowie eine Umschichtung der Kosten in lokale Währung wurden gesetzt, um die negativen Auswirkungen zu verringern. Um Risikofaktoren wie Währungsschwankungen oder nachteilige makroökonomische Entwicklungen rechtzeitig zu identifizieren, ist ein segmentweites Überwachungssystem installiert worden.

Aktualisierung zum Aktienrückkauf-Programm

Die Telekom Austria zieht auch einen Aktienrückkauf 2010 in Betracht. Dies ist von einer Normalisierung des Geschäftes und von stabilen Wechselkursen abhängig sowie sofern keine Investitionen, die eine höhere Rendite ermöglichen, verfügbar sind. Für einen möglichen Rückkauf steht rund ein Drittel des Free Cashflows nach Dividende zur Verfügung. Der Rest verbleibt als Reserve.

Ausgehend von einer konstanten Währungsbasis, erwartet die Telekom Austria für das Jahr 2009 leicht schwächere Umsätze als ursprünglich erwartet. Dies ist auf geringere Erlöse aus Wholesale im Segment Festnetz sowie auf geringere Erlöse aus Zusammenschaltung und Endgeräten im Segment Mobilkommunikation zurückzuführen. Der Rückgang der Umsätze geht mit einer proportionalen Reduktion der Kosten einher, sodass der Ausblick für das EBITDA basierend auf einer konstanten Währung unverändert bei rund 1,9 Mrd. Euro in 2009 bleibt.

Die Anlagenzugänge werden rund 800 Mio. Euro für 2009 betragen, woraus ein operativer Free Cashflow von rund 1,1 Mrd. Euro resultiert. Die Dividenden-Ausschüttungsquote bleibt unverändert bei 65 % des Nettoüberschusses und die Dividendenuntergrenze bei 75 Cent je Aktie.

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